Thüringer Allgemeine
Der von Chefdirigent Kirill Karabits geleitete Pulk von Mitwirkenden – Staatskapelle Weimar, Mitglieder des Luftwaffenmusikcorps Erfurt und der Ernst Senff Chor Berlin – sowie ein vielfaches Fortissimo am Schluss verfehlten ihre Wirkung nicht. Das wenige Tage vor seiner Uraufführung abgesetzte und erst 1966 ins Rampenlicht getretene Werk ist insofern ein Ereignis, weil es den Gehirnwindungen viele historische Fakten entlockt. […] Dennoch durften sich alle Besucher in der ausverkauften Weimarhalle freuen, die aufwendige Kunstfest-Produktion als wahrscheinlich solitäres Lebensereignis erlebt zu haben.
NMZ – Neue Musikzeitung
Laut und gepflegt – das ist möglich. Bei aller Phon-Stärke verschmelzen das Luftwaffenmusikkorps Erfurt und die Staatskapelle Weimar erstaunlich homogen ineinander. Verführung der Massen vollendet sich hier nicht nur im Marschgeschmetter. Die bombastische Klangkulisse enthält auch samtig-sämige Flächen, die der Ernst Senff Chor in den Trommelfeuern dieses Werks, das ganz ohne Vokalsoli auskommt, mit kerniger Rundung ausbreitet. Aus der geballten kommunistischen Frauenpower hört mit etwas Aufmerksamkeit sogar Mütterchen Russland. Das liegt auch an Prokofjews Komposition und deren aus den langen Flächen leuchtenden Monumentalfarben. Toll auch, dass Chorleiter Steffen Schubert seinen Sängern für die beiden Chöre offenbar die gedankenlos dionysische Kraftentfesselung verboten hat. Das Werk rutscht deshalb nicht in die gefährlich nahe Weihrauchstimmung. Dazu war Prokofjew, dessen rekonstruierte Filmmusik zu „Iwan der Schreckliche“ vor einem Jahr im Konzerthaus Berlin zum satten Überraschungsmoment wurde, auch zu sehr kosmopolitischer Spieler. Der Geist des Kunstfests Weimar setzt einen Rahmen, in dem das weitgehend vorbehaltslose Hören dieses ideologisch belasteten Werks möglich ist. Nur deshalb ist die so geradlinige Zustimmung am Ende frei von Verlegenheit.